(red + Content der Stadt Jena) – Nach der Ankündigung von Thüringens Ministerpräsident Ramelow, im Freistaat ein schnelles Ende der Corona-Eindämmungsregeln herbeizuführen, gehen immer mehr bundesdeutsche Politiker, selbst aus seiner rot-rot-grünen Landesregierung auf Distanz zu ihm.
Zwar erklärte sein Wirtschaftsminister Tiefensee (SPD), ein Ende des Lockdowns werde für „ein Aufatmen“ bei Familien, ArbeitnehmerInnen und der Wirtschaft sorgen, fügte aber an, er gehe davon aus, dass es nicht eine sofortige und weitgehende Aufhebung der Auflagen geben könne. SPD-Fraktionschef Hey sagte gegenüber der Zeitung BILD am Sonntag, die Vorschläge des MP hätten große Irritationen ausgelöst. Kritk kam auch aus der eigenen Partei: Jenas MdL König-Preuss sprach von einem „Fehler“.
Dies sieht SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach ebenso, denn (Zitat) „Ramelow relativiert damit die Krankheit.“ Nach wie vor sei die Sterblichkeit durch das Coronavirus, gerade bei älteren Menschen, hoch. Auch blieben nach überstandenen Infektioinen oft Spätschäden wie COPD zurück, betonte der Mediziner. Von daher gebe es überhaupt keinen Grund, „das aufzuheben, was wir mühsam gelernt haben – etwa Abstand zu halten und eine Maske zu tragen.“
Ähnlich sieht es Jenas Oberbürgermeister Nitzsche, der Ramelows Vorgehen auf seiner Facebook-Seite mit einem „Gang aufs Minenfeld“ verglich. OB Nitzsche: „Das klingt zwar sicher für viele extrem verlockend. Abstand: egal. Masken: weg. Kontaktbeschränkungen: abgeschafft. Was bleibt dann eigentlich noch, außer Händewaschen?
Im Prinzip wäre das die Erklärung, die Pandemie sei vorbei. Aber ist sie das? Ich glaube nicht. Vor dieser wohl weitreichendsten Entscheidung im ganzen bisherigen Verlauf der Pandemie hätte ich gern gewusst: Gestützt auf welche Erkenntnisse, beraten von welchen Experten, unter Abwägung welcher Überlegungen will der MP diese Entscheidung treffen?
Stellt uns das nicht wieder an den Punkt, als Neuhaus bzw. Greiz damals das Unglück hatten, nach dem Karneval bzw. nach den drei Familienfeiern plötzlich als Hotspot aufzuwachen? Mir scheint das ein Gang aufs Minenfeld. Wo‘s kracht, da gibt‘s halt lokal einen zweiten Lockdown. Soll das wirklich unsere Strategie sein in Thüringen?“