(Wolfgang Wolf + Content des ZDF): „Klingelingeling, klingelingeling, hier kommt der Eiermann…“ heißt es in einem alten Schlager und so scheint sich im Moment auch unser Landeschef zu fühlen, der nach dem Motto „Heute so und morgen so“ agiert. Nachdem er lange offen für einen möglicht milden Lockdown war, hat sich Bodo Ramelow nun mit drastischen Worten gegen Forderungen nach Lockerungen in der Corona-Pandemie ausgesprochen.
„Wir müssen einfach der Tatsache ins Auge sehen, dass das Virus jetzt erst anfängt, richtig Fahrt aufzunehmen“, sagte der Linke-Politiker am Sonntagabend im „heute journal“ des ZDF und fügte an: „Ich merke, dass bei mir in Thüringen gerade die Hütte brennt. Heute ist für mich ein schlimmer Tag. Denn heute haben wir in ganz Thüringen die 300er-Inzidenz überschritten und sämtliche Landkreise und kreisfreien Städte sind über die 200 gegangen.“ Es sei „kein Platz mehr für Lockerungen und die Debatte von der Lockerung zur Lockerung“, so der Thüringens Ministerpräsident.
Noch nicht lange ist es her, da hagelte es Kritik am eher laschen Umgang des „beliebtesten Ministerpräsidenten Thüringens“ mit der Pandemie. Zum einen weil es nach Ramelows Worten vorrangiges Ziel des Freistaasei sei, die Infektionszahlen zu senken und das Gesundheitssystem zu entlasten. Alle Thüringerinnen und Thüringer rief er auf, sich impfen zu lassen. Aber bis heute bleibt unser Freistaat, was das Impfen betrifft, in den Startlöchern liegen, liegt aktuell weiterhin an vorletzter Stelle der Pro-Kopf-Impfungen aller Bundesländer.
Zum anderen sei dies Fakt, so Ramelow: „Wir haben alle zu wenig Serum.“ Doch das stimmt so nicht, denn im MDR wurde klargestellt, dass Thüringen noch weit davon entfernt sei, seine bereits heute verfügbare Menge verimpft zu haben. Zum Dritten greift die Prämisse des Freistaatsoberhauptes nicht, „Zuerst die Heime und zwar in den Heimen vor allem die Hochbetagten“ zu impfen. Von den bisher insgesamt rund 10.500 Thüringer Impfungen gingen mit 912 nur rund 9% an die „hochbetagten“ Bürgerinnen und Bürger in den Pflegeheimen. Nebeneffekt: Durch die vielem Impfungen z.B. in der Uniklinik Jena (wir berichteten) steht den beiden Impfzenrten in Jena derzeit kein Impfstoff zur Verfügung, sodass online keine Impftermine gebucht werden können.
Nun seine neueste „Eiertour“: Ministerpräsident Ramelow brachte gestern wegen der Coronavirus-Pandemie eine Verschiebung der April-Landtagswahl in das Gespräch. Der Linke-Politiker sagte am Sonntagabend ebenfalls im ZDF, etwa 30.000 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer seien zu schützen. Deshalb sollten alle Beteiligten darüber nachdenken, die Wahl zu verschieben. Die bisherige Stabilitätsvereinbarung seiner rot-rot-grünen Minderheitsregierung mit der CDU sah Neuwahlen nach der Verabschiedung des Landeshaushalts für 2021 vor, nach bisheriger Planung am 25. April diesen Jahres.