(Wolfgang Wolf + Content der GRÜNE JUGEND Jena ) – Im Rahmen des internationalen Tages gegen Rassismus, dem 21. März, hat die GRÜNE JUGEND Jena Ergänzungsschilder an Erinnerungsstätten Ernst Haeckels angebracht und fordert die Umbenennung jeglicher Objekte, die nach ihm benannt wurden. Dazu gehören unter anderem der Ernst-Haeckel-Stein und die Ernst-Haeckel-Straße. Albrecht Schall, Mitglied der GRÜNEN JUGEND Jena, sagt dazu: „Vor zwei Jahren, zum 100. Jahrestag Ernst Haeckels, veröffentlichte die Friedrich-Schiller-Universität die „Jenaer Erklärung„. Diese besagt, dass das Konzept der „Menschenrassen“ Ergebnis von Rassismus und nicht dessen Voraussetzung ist. Aufgrund Haeckels Überlegungen zur „künstlichen Züchtung“ des Menschen in modernen Gesellschaften gilt Haeckel als Wegbereiter der Eugenik und „Rassenhygiene“ in Deutschland. Nationalsozialistische IdeologInnen zogen seine Aussagen später als Begründung für ihren Rassismus heran.“
In Jena gibt es neben der Ernst-Haeckel-Straße und dem Ernst-Haeckel-Platz noch einen Ernst-Haeckel-Stein, ein Ernst-Haeckel-Haus und weitere Gedenktafeln. Marlene Kolb, Mitglied der GRÜNEN JUGEND Jena, ergänzt: „Die „Jenaer Erklärung“ steht damit den Ideen Haeckels unvereinbar gegenüber und deshalb fragen wir uns: Wie kann ein Rassist wie Ernst Haeckel so viel Platz in der Jenaer Stadt einnehmen? Um darauf aufmerksam zu machen, haben wir an verschiedenen Ernst-Haeckel Gedenkorten Information dagelassen. Wir fordern den Stadtrat dazu auf, die Umbenennung der Ernst-Haeckel-Straße, des Ernst-Haeckel-Platzes und der Entfernung des Ernst-Haeckel-Steins sofort auf den Weg zu bringen, außerdem fordern wir, dass der Stadtrat eine Kommission von Expert:innen einberuft, um alle Straßenbenennungen fundiert wissenschaftlich zu überprüfen.“
Jena würde damit mit anderen deutschen Städten wie Berlin oder Freiburg mitziehen, welche ihr Straßennetz unter den folgenden Kriterien überprüft haben:
– aktive Förderung des Nationalsozialismus beziehungsweise des NS-Unrechtsstaates von führender Position aus
– extremer Rassismus in Theorie und/oder Praxis
– aggressiver Antisemitismus bei Personen, die Multiplikatoren darstellten
– Militarismus in Form der Glorifizierung des Ersten Weltkrieges (Dolchstoßlegende)
– extreme unzeitgemäße Frauenfeindlichkeit.
Gemeinhin gilt zwar: Straßen werden nach Menschen benannt, denen besondere Ehre zuteil werden soll. Menschen mit rassistischen Ansichten – auch wenn ihre sonstigen Leistungen unbestritten sind – müssen nicht in dieser Form gewürdigt werden. Legt man die grünen Kriterien für Haeckel beisielsweise bei Karl Marx an (nach dem zu sozialistischen Zeiten in unserer Stadt einge ganze Allee benannt wurde), dann kommt man auch hier zu einem eindeutigen Ergebnis, wie unser Artikel „In Jena erstarkt Widerstand gegen eine Straße mit dem Namen eines verklärten Rassisten und Antisemiten“ belegt. Mehrfach erläuterte Marx, wie „widerlich“ ihm „der israelitische Glaube“ sei – 1843 beispielsweise in seinem Text „Zur Judenfrage“.
Antisemitische Aussagen des roten Philosophen wie „Welches ist der weltliche Grund des Judenthums? Das praktische Bedürfnis, der Eigennutz. Welches ist der weltliche Kultus der Juden? Der Schacher. Welches ist sein weltlicher Gott? Das Geld.“ oder die Bezichtigung von Menschen jüdischen Glaubens, „ein allgemeines gegenwärtiges antisociales Element“ der Gesellschaft zu sein, das „selbst das Weib (…) verschachert“ sind inzwischen mehrfach belegt und gewichtet worden.
Doch bleibt es bei Marx nicht bei dieser bösen Ressentiments gegenüber Menschen jüdischen Glaubens. So diffamiert er Ferdinand Lassalle als den „jüdischen Nigger Lasalle“. Im O-Ton liest sich das bei ihm wie folgt: „Es ist mir jetzt völlig klar, dass er, wie auch seiner Kopfbildung und sein Haarwuchs beweist, von Negern abstammt, die sich dem Zug des Moses aus Ägypten anschlossen. Nun, diese Verbindung von Judentum und Germanentum mit der negerhaften Grundsubstanz müssen ein sonderbares Produkt hervorbringen.“ Doch damit nicht genug. Den Ehemann seiner Tochter Jenny, dessen Mutter eine Kreolin war, sieht der von den Linken verehrte Philosop als „Abkömmling eines Gorillas“, der „die üble Narbe von dem Negerstamm (habe): kein Gefühl der Scham.”
Getreu dem Motto „Wenn schon, denn schon…“ könnte es in unserer Stadt also bald gleich mehrere Umbenennungen von Straßen und Plätzen geben.